Meisengimpelzucht im Freiflug

Im Jahr 2002 fuhr ich mit Zuchtfreunden nach Bürstadt und kaufte beim Händler 1 Paar Meisengimpel. Sie kamen in eine Zuchtvoliere. Nach ein paar Wochen starb die Henne, zwei Wochen später der Hahn. Damit hatte sich die Meisengimpelzucht für mich erledigt. Wollte keine mehr kaufen. Im Sommer 2003 kam ein Zuchtfreund und bot mir 1 Zuchtpaar Meisengimpel an. Er meinte sie passten gut zu meinen Asiaten. Ich kaufte sie und merkte dann, dass diese eigentlich nicht mehr wollte. Später stellte sich heraus, dass ein anderer Zuchtfreund sie auch in Bürstadt gekauft hatte und sie aufgab, weil sie in der Brut aggressiv gegenüber den anderen Mitbewohnern in der Gemeinschaftsvoliere sind.

Unterbringung:

Frühjahr / Sommer : Zuchtvoliere bepflanzt mit 1 Thuja und Geisblattt ( wegen Blattläuse ), 2 x 1 x 2,2 m, L,B,H, 1 m Überdacht.

Herbst / Winter : Gemeinschaftsvoliere  8 x 2,2 x 2,2 m, plus Schutzraum 2 x 2 x 2.2 m ohne Heizung.

 


Ende Mai wurde 1 Nest in einer Plastiknisthilfe gebaut.

Von 4 Eiern gab es 3 junge Meisengimpel. Das zuletzt geschlüpfte starb nach 5 Tagen.

Futter:

Als Grundfutter gibt es Meisengimpel – Spezial von Fa. Blattner. Keimfutter für Waldvögel plus Kardisaat.Ich nehme 50% Keimfutter und 50% Kardisaat wegen meiner Kernbeißer. Es wird von allen Vögeln gut angenommen,außer den Magelanzeisigen, die die Kardisaat nicht nehmen. Keimfutter gebe ich allen Vögeln 2 x am Tag.(morgens + abends)Als Grünfutter, Vogelmiere, Löwenzahnköpfe und halbreife Sämereien, die die Natur der Jahreszeit entsprechend hergibt.

Blattläuse sind bei der Jungenaufzucht unbedingt notwendig. Die schwarzen vom Holunder wurden nicht genommen,nur grüne und rote. Mehlwürmer wurden auch verschmäht. Gefrostete Pinkyies wurden nur spärlich angenommen.

 

Beide Jungvögel waren Weibchen. Bei der 2. und 3. Brut musste ich privat viel in den Norden und konnte mich nicht genügend um die Nachzuchten kümmern und bekam deshalb keine Jungen groß.

1 Jungvogel habe ich behalten und einen nachgezüchteten Junghahn dazu erworben, als 2. Brutpaar.

 

Durch schlechtes Wetter im Jahr 2005 begann die Brut spät. Das Altpaar zog von 4 Eiern 4 Jungvögel wovon die 2 zuletzt geschlüpften in den ersten Lebenstagen starben. Durch eigene Schuld verlor ich einen von den zwei ausgeflogenen Jungvögeln. Bei der 2. Brut war  das Wetter so schlecht und kalt, dass es keine Blattläuse gab und die Nestlinge starben.

Das musste sich ändern!

 

 

 

 

 

Freiflug:

 

Habe mir vorgenommen die Vögel frei fliegen zulassen, damit sie ihr Weichfutter selbst suchen können, wenn der 1. Jungvogel geschlüpft ist und habe dieses auch bei der 3.Brut getan. Nachdem der 1.Jungvogel geschlüpft war, habe ich die eingebaute Klappe in der Zuchtvoliere geöffnet. Der Hahn war sehr misstrauisch und hat die Voliere erst am späten Nachmittag verlassen. Das Weibchen hatte mittags das Nest verlassen und wollte raus. Ich habe sie daran gehindert und sie ist wieder aufs Nest gegangen. Abends waren beide Elterntiere weg und sind  über Nacht draußen geblieben. Da es dunkel war, habe ich das Junge und die Eier einer Kanarienhenne untergeschoben, der Schlupf stand kurz bevor.

Die Kanarieneier wurden geopfert. Am nächsten Morgen war das Weibchen wieder da und suchte ihr Nest. Habe sofort die Klappe geschlossen und hatte somit das Weibchen wieder. Dann wurde eine Falle aufgestellt und 2 Std. später hatte ich den Hahn auch wieder. Die Kanarienhenne hat die Jungtiere nicht groß bekommen. Vielleicht hätte ich das Meisengimpelnest mit dem Jungtier und den Eiern zurück tun sollen und die Elterntiere hätten sie doch noch angenommen. Die 3. Brut war so auch verloren.





Das Weibchen brütete in diesem Jahr zum 4. Mal.

Nachdem das 1. Ei gelegt war, machte ich die Klappe auf und der Hahn flog aus und ein. Nachdem die Henne 5 Eier gelegt hatte flog sie raus, kam aber schnell zurück aufs Nest. Es schlüpften 3 Junge, 2 Eier waren nicht befruchtet. Die Elterntiere flogen aus und ein mit Futter. Die Jungen wuchsen gut. Der Hahn blieb über Nacht auch mal weg, war aber am nächsten Tag immer wieder da. Am 8. Tag kam das Weibchen sehr spät wieder. Es war schon ziemlich dunkel. Habe es bemerkt, weil ich abends immer die Klappe geschlossen habe wegen Katzen oder anderer Räuber. Früh morgens wurde die Klappe geöffnet. Am Morgen war das Weibchen nicht auf dem Nest, es lag tot auf dem Volierenboden. Der Hahn kam wieder und die Klappe wurde geschlossen. Der Hahn hat nie gehudert, deshalb kamen die 3 jungen Vögel in eine Wärmebox. Halbherzig stellte ich Handaufzuchtsfutter her, welches ich mit einer Spritze den Jungvögeln gab. (Hielt nichts von der Handaufzucht) Am 1. Tag starb der jüngste Vogel, 2 Tage später der 2. Vogel. Am nächsten Tag brachte mir ein Zuchtfreund Handaufzuchtsfutter (Orlux Handmix) von der Fam. Weinheimer (Heimtierstube), die große Erfahrung mit der Handaufzucht von Ara`s und Sittichen hat. Siehe da, von da an machte die Handaufzucht Spaß. Der Vogel, ein Weibchen, fliegt in der großen Voliere und hat den Winter gut überstanden. (Ist fit)

Das Jungpaar hat keine Anstalten zum Brüten gemacht. Vermute, dass das Weibchen noch nicht geschlechtsreif ist. Nun hoffe ich auf das Jahr 2006.

Fazit:

Wenn man dieses Experiment eingeht, sollte man, nachdem das Nest fertig ist (1. Ei gelegt ist), den Meisengimpeln den

Freiflug gewähren, damit sie die Umgebung kennen lernen. Auch sollte die Voliere nachts geschlossen sein, damit keine

Verluste durch Räuber entstehen. Ich hoffe, dass ich auf Handaufzucht verzichten kann , denn sie ist sehr aufwendig

und meiner Meinung nur gerechtfertig bei stark gefährdeten Arten. Leider ist durch die Vogelgrippe es wohl notwendig,

da wir von den asiatischen Vögel noch keine gesicherten Bestände gibt. Einfuhren sind ja verboten.

Wolfgang Mahlstedt, Illertissen, März 2006